FAQ zum Thema "Respekt"

Respekt ist der Sauerstoff unter den sozialen Elementen: Für das soziale Überleben unverzichtbar, aber nicht selbstverständlich in der Atmosphäre. Aber warum verhalten sich Menschen respektlos? Was sind typische Respektlosigkeiten im Alltag, und wie vermeiden Sie diese? René Borbonus gibt die Antworten!

Warum trifft das Thema Respekt einen Nerv?

Ich glaube, es sind im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen vermissen Menschen Respekt, insbesondere am Arbeitsplatz. Jeder sehnt sich danach. Der Respekt ist also einfach ein Grundbedürfnis in der Kommunikation. Zum anderen gibt es eine interessante Kluft zwischen Theorie und Praxis: Respekt steht in Firmenleitbildern und wird überall gefordert. Aber kaum einer weiß, wie er diese Forderung konkret umsetzen soll. Ich glaube, dieses Vakuum bringt die Menschen in meine Vorträge und Seminare: Den Wunsch nach der Haltung haben viele. Aber wie setze ich sie im Verhalten um? Was bedeutet Respekt für mein Unternehmen? Wie kann ich ihn in die Kommunikation bringen?

Was hat Sie dazu gebracht, sich mit dem Thema Respekt zu befassen?

Ich denke immer über Rhetorik und Kommunikation nach. Es bereitet mir große Freude, diese Themenfelder in bestimmte Facetten des Lebens hineinzudenken. Welches Thema das gerade ist, entscheidet sich danach, was ich gesellschaftlich für konsequent halte. Zum Thema Respekt kam ich so: In Umfragen, was die Menschen im Alltag oder im Berufsleben vermissen, tauchen extrem oft Schlagworte wie Wertschätzung, Anerkennung, Respekt auf. Und zwar immer sehr weit oben, wenn nicht sogar ganz oben. Da fing ich an, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und habe mich gefragt, woran das liegen mag. Warum gibt es gefühlt immer zu wenig Respekt in der Welt, obwohl er uns offensichtlich so wichtig ist? Und was wir tun können, um selbst nicht respektlos auf andere zu wirken?

Warum verhalten sich Menschen respektlos?

Zunächst einmal sind wir in den meisten Fällen nicht absichtlich respektlos, sondern aus Versehen. Im Alltag gibt es zwei Herausforderungen, die besonders oft zu Respektlosigkeiten führen. An beiden können wir arbeiten. Erstens: gelassen bleiben, wenn wir mit Respektlosigkeiten konfrontiert werden. Man muss sich nicht über alles aufregen, was dazu geeignet ist. Zweitens: Wir können zwischen Haltung und Technik differenzieren. Man kann zum Beispiel Respektlosigkeiten auch ansprechen, ohne dabei gleich verbrannte Erde zu hinterlassen. Wenn ich damit anfange, Respekt in die Kommunikation zu bringen, werde ich ihn in den meisten Fällen auch zurückbekommen, denn Menschen spiegeln einander.

Wie gewinnt man Respekt?

Grundsätzlich ist der beste Weg, um Respekt zu bekommen, andere respektvoll zu behandeln. Menschen spiegeln einander. Respektvolle Kommunikation ist also ein Geben und Nehmen: Wer Respekt in die Welt bringt, bekommt ihn auch zurück. Das ist meine feste Überzeugung. Es gibt zwei Arten des Respekts: Den sogenannten vertikalen Respekt können wir uns durch eine Leistung verdienen. Mich beschäftigt stärker der horizontale Respekt. Er setzt voraus, dass wir alle Menschen grundsätzlich als gleichwertig betrachten.

Geht der Respekt unserer Gesellschaft immer mehr verloren?

Ich glaube nicht, dass er verloren geht, aber es gibt neue Herausforderungen. Wir haben es mit neuen Kommunikationsmitteln und Medien zu tun, die zum Teil Respektlosigkeit begünstigen. Das passiert, indem wir dort sehr schnell oder auch anonym kommunizieren. Damit müssen wir umgehen lernen.

Ist Respektlosigkeit ein Merkmal der modernen Arbeitswelt?

In Umfragen, was die Menschen am Arbeitsplatz vermissen, tauchen extrem oft Schlagworte auf wie Wertschätzung, Anerkennung, Respekt. Und zwar immer sehr weit oben, wenn nicht sogar ganz oben. Woran liegt das? Wir sind oftmals unabsichtlich respektlos in der Arbeitswelt. Ich glaube nicht, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter böswillig und absichtlich verletzen. Das kann sicher mal vorkommen, aber meistens sind wir aus Versehen respektlos.

Wie gewinnt man im Berufsalltag Ansehen und Anerkennung?

Der Arbeitsalltag ist schnell und stressig. Wo viele Menschen und viele Projekte sich kreuzen, passiert natürlich auch sehr viel. Da findet Kommunikation oft zwischen Tür und Angel statt. Je schneller Kommunikation ist, desto leichter schleichen sich Respektlosigkeiten ein. Da hilft es Achtsamkeit zu entwickeln: bewusst über die eigene Kommunikation nachzudenken und auch übers Reden zu reden. Das sensibilisiert uns dafür, dass wir manchmal unabsichtlich respektlos sind.

Was können Kollegen oder Führungskräfte tun, wenn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich respektlos verhalten?

Im Alltag gibt es zwei Herausforderungen, die besonders oft zu Respektlosigkeiten führen. An beiden können wir arbeiten. Erstens: ruhig bleiben. Man muss sich nicht über alles aufregen, was dazu geeignet ist. Zweitens: Die Differenzierung zwischen Haltung und Technik. Man kann zum Beispiel Respektlosigkeiten auch ansprechen, ohne dabei gleich verbrannte Erde zu hinterlassen. Dieses Thema ist allerdings zu komplex, um es in wenigen Sätzen zu klären.

Welche Vorteile hat eine Kultur des Respekts im Unternehmen?

Wenn Respekt im Unternehmen ein zentraler Wert ist, arbeiten Menschen motivierter. Die emotionale Bindung steigt, und damit auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Und das sind ja keine leeren Worte. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Output stimmt. Außerdem sorgt respektvolle Kommunikation nachweislich dafür, dass Menschen gesünder sind. Es ist ja so: Mitarbeiter können nach außen nur das zeigen, was von innen genährt und gefördert wird. Von ihnen wird ganz selbstverständlich verlangt, dass sie den Kunden respektvoll gegenübertreten. Das kann aber nur gelingen, wenn sie auch selbst respektiert werden. Wenn das Unternehmen von Respekt durchdrungen ist, dann wirkt sich das auch auf die Ergebnisse aus. Respekt macht Unternehmen nachweislich produktiver, weil er Menschen produktiver macht.

Sind besonders erfolgreiche Menschen, z. B. Top-Manager, nicht oft respektlos gegenüber anderen?

Das kann man nicht über einen Kamm scheren. Es gibt überall solche und solche. Natürlich gibt es Manager, die an die Spitze wollen und dabei egoistisch vorgehen oder sogar vorgehen müssen. Aber ich kenne mindestens genauso viele Führungskräfte, die sehr um einen respektvollen Umgang bemüht sind. Vielleicht kommen die auch eher zu mir, weil sie sich gezielt mit dem Thema auseinandersetzen. Aber die Erfahrung lehrt: Wenn wir in der Sache klar sind und zum Menschen respektvoll, dann haben wir auch den besten Output und den größten Erfolg. Von Menschen, die in Führung gehen, erwarten wir automatisch eine soziale Intelligenz. Und wer die einsetzt, kommt weiter. Davon bin ich fest überzeugt.

Wirkt sich respektloser Umgang im Internet und den Sozialen Medien auf die Gesellschaft im Allgemeinen aus?

Davon können wir ausgehen. Wir erleben in den sozialen Medien teilweise sehr harte Auseinandersetzungen. Die Anonymität begünstigt das. Und wenn wir viel Zeit in diesem Umfeld verbringen, dann wirkt sich das früher oder später auf unser Verhalten aus. Vielleicht sogar auf unsere Haltung. Überdies kommunizieren wir in den sozialen Medien oft im Affekt, also sehr schnell und emotional. Entsprechend unreflektiert fallen die Äußerungen dort oft aus. Früher haben wir stattdessen einen Brief geschrieben. Mit dem mussten wir dann erst noch zum Briefkasten. Da verging also viel Zeit vom ersten Affekt bis zur Reaktion. Da haben wir es uns doch öfter noch einmal anders überlegt. Dieser Filter fehlt heute. Affektkommunikation ist oft nicht sehr respektvoll.

Ist Respekt ein Generationenthema? Sind die jüngeren Generationen respektloser als die älteren?

Der sogenannte vertikale Respekt, den wir durch Leistungen bekommen, war früher stärker gegeben. Ältere Menschen haben wir per se respektvoll behandelt. Das hat heute sicher nachgelassen. Junge Menschen haben nicht mehr automatisch Respekt vor Eltern, Großeltern, Lehrern, Priestern. Allerdings glaube ich, dass viele der empfundenen Respektlosigkeiten auch einfach auf Missverständnissen beruhen, oder auf unterschiedlichen Gesprächsstilen. Das gab es auch früher schon, und das wird sich wohl nie ändern. Schon Sokrates hat sich über die ‚respektlose Jugend‘ beklagt.

Was kann der Einzelne tun, damit es in einem Unternehmen oder in einer Gruppe respektvoller zugeht?

Vorbild sein! Wenn eine Führungskraft nicht verlässlich ist, kann sie nicht erwarten, dass ihre Mitarbeiter verlässlich sind. Dasselbe gilt für den Respekt. Wenn einer als Vorbild den Anfang macht, stehen die Chancen sehr gut, dass der Respekt das ganze Unternehmen durchdringt.

Welche Respektlosigkeit blieb Ihnen besonders in Erinnerung?

Ein Erlebnis war besonders prägend. Als ich vor vielen Jahren mein erstes Buch veröffentlichte, bekam ich viele tolle Rezensionen. Aber auch eine sehr, sehr schlechte. Der Verfasser sprach mir jegliche Fachkompetenz ab und griff mich in sehr harschen Worten an. Ich hatte sofort den Verdacht, dass es sich um einen bestimmten Kollegen, also auch Konkurrenten handeln könnte. Als ich ihn darauf ansprach, bestätigte sich meine Vermutung. Das Interessante an der Geschichte war: Meine erste Reaktion war genauso respektlos. Wir haben uns gegenseitig Tiefschläge verpasst. Da habe ich gelernt: Respekt ist keine Einbahnstraße. Später haben wir die Sache beigelegt wie Erwachsene und können uns heute mit dem gebührenden Respekt begegnen.

Sie bezeichnen „Respekt“ als verlorene Tugend. War früher alles besser?

Der sogenannte vertikale Respekt, den wir für Leistung bekommen, war früher stärker gegeben. Ältere Menschen haben wir für ihre Lebensleistung per se respektvoll behandelt. Heute haben junge Menschen nicht mehr automatisch Respekt vor Eltern, Großeltern, Lehrern, Priestern. Auch die sozialen Medien spielen eine große Rolle. Die Anonymität und die Einfachheit der digitalen Kommunikation bereiten einem achtlosen Umgang den Boden, wenn wir nicht verantwortungsvoll damit umgehen. Oft merken wir nämlich gar nicht, dass wir uns respektlos verhalten. Deshalb wünsche ich mir, dass wir mehr übers Reden reden. Allerdings glaube ich, dass viele der empfundenen Respektlosigkeiten auch einfach auf Missverständnissen beruhen, und noch öfter auf unterschiedlichen Gesprächsstilen der Menschen. Das gab es auch früher schon, und das wird sich wohl nie ändern. Schon Sokrates hat sich über die ‚respektlose Jugend‘ beklagt.

Vielen Dank, René Borbonus

Geschrieben von: René Borbonus

Vortragsredner, Trainer, Buchautor und Spezialist für berufliche Kommunikation. Seit nahezu 20 Jahren begleitet René Borbonus Führungskräfte, Unternehmer und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf dem Weg zu ihrem persönlichen Auftritt. Er begeistert sein Publikum durch die meisterhafte Verbindung von Fachwissen und Praxisnähe, Sachlichkeit und Engagement, Sprachwitz und Ausstrahlung.