Eine einzige Frage könnte Wunder bewirken ...
Das Stressempfinden von ManagerInnen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und hat mit der Pandemie neue Höchststände erreicht. Alarmierend ist der Anstieg von Burn-Out-Fällen unter Führungskräften. Das ist nicht nur in individueller Hinsicht schmerzlich, sondern auch für das Unternehmen. Vielfältig sind die negativen Konsequenzen von chronischem Stress: Niedrigere Produktivität, Kreativität, Kundenorientierung und Attraktivität für Bewerber sind nur einige der fatalen Folgen.
Doch: Was lässt sich tun, um die Belastung von Führungskräften nachhaltig zu senken? Zahlreiche der vorgeschlagenen Tipps haben für mich den Charakter von Mami-pusstet-mal-dann-ist’s-schon-nicht-so-schlimm-Empfehlungen. Nichts gegen Yoga (praktiziere ich selbst), Dankbarkeitstagebücher oder Entspannungsbäder. Solche Maßnahmen mögen kurzfristig guttun, aber an den Ursachen ändern sie nichts. Seien wir ehrlich: Alles – möglichst gleichzeitig – machen zu wollen, geht nicht. Es ist so banal. Wir haben nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung. Irgendwann ist unsere Kapazität erschöpft. Sicher, man muss nicht alles mit dem „Entweder-oder-Paradigma“ betrachten, oft gibt es „Sowohl-als-auch-Lösungen“, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn Ihr Hauptstressor darin besteht, dass Sie mehr zu tun haben, als Ihnen Zeit zur Verfügung steht, dann führt kein Weg daran vorbei, sich von manchen Aufgaben, Tätigkeiten, Projekten, Ehrenämtern, Hobbys ... zu verabschieden. Alle Tipps und Hinweise zur Stressreduzierung sind nichts als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, wenn es nicht gelingt, Ballast abzuwerfen. Deshalb: Sie können Stress dauerhaft nur dann reduzieren, wenn Sie manche Dinge nicht mehr tun.
Ed Batista, Dozent an der Stanford Graduate School of Business, schreibt dazu: „Unsere Zeit und Aufmerksamkeit sind begrenzte Ressourcen: Sobald wir einen gewissen Grad an beruflicher Verantwortung erreicht haben, können wir niemals alle Anforderungen erfüllen, die man an uns stellt, egal, wie lange wir arbeiten und wie sehr wir uns dabei anstrengen. Die lange Schlange der Menschen, die etwas mit uns besprechen möchten, erstreckt sich aus unserem Büro bis auf die Straße hinaus. Unsere Aufgabenlisten reichen bis zum Fußboden. Unser Postfach wird niemals leer.“
Deshalb lautet die alles entscheidende Frage: Was werde ich künftig nicht mehr tun? Stellen Sie sich dazu Folgendes vor: Wenn Sie einen Herzinfarkt hätten und Ihnen Ihr Arzt nach der Genesung dringend empfiehlt, künftig nur noch sechs Stunden am Tag zu arbeiten, worauf würden Sie dann verzichten? Halten Sie Ihre Gedanken in einer „Not-to-do-Liste“ fest! Dazu noch zwei Tipps, die Ihnen helfen werden, nachhaltig weniger zu tun zu haben:
Obstbäume müssen regelmäßig beschnitten und ausgelichtet werden, damit sie Früchte in guter Qualität tragen. Ähnlich sollten wir im Berufs- und Privatleben handeln: Prüfen Sie nicht nur jetzt, also einmalig, sondern regelmäßig Ihre Verpflichtungen und überlegen Sie, von welchen Sie sich trennen können!
Genauso, wie ein Kleiderschrank nur eine beschränkte Kapazität hat, so haben auch Sie nur eine bestimmte Aufnahmefähigkeit. Die Konsequenz daraus: Für jedes neue Hemd (neue Aufgabe), die kommt, muss ein altes Hemd (alte Aufgabe) aussortiert werden. Wenn Sie sich das zum Grundsatz machen, dann laufen Sie nie mehr Gefahr, mehr zu tun zu haben, als Sie bewältigen können.