Interview: Wie gelingt guter Transfer online?

Wir haben der erfahrenen Online-Trainer Corina Milek ein paar Fragen zu den Online-Formaten gestellt. Was uns hierbei wichtig war, wie schafft ein Trainer es, dass die Online-Formate bei den Teilnehmern einen WOW-Effekt auslösen?

Corina, du gestaltest regelmäßig interaktive Online-Workshops. Was ist Dir dabei besonders wichtig?

Eigentlich das Gleiche, wie bei Präsenzworkshops: Es muss sich für alle lohnen mitzumachen, es braucht einen individuellen Nutzen. Die Teilnehmenden sollen die Inhalte in ihrem beruflichen Kontext anwenden können, das Lernen soll außerdem Spaß machen. Durch meine Zertifizierung als Live Online Trainerin habe ich eine Menge hinzugelernt. Man muss ein bisschen kreativ werden – dann ist auch virtuell quasi alles möglich.

Corina Milek im Interview

Worauf achtest du, damit die Inhalte Deiner Online-Workshops auch tatsächlich im beruflichen Kontext angewendet werden können?

Ich habe mich viel mit dem Thema „Transferwirksamkeit“ beschäftigt und übertrage Erkenntnisse aus der Forschung zu Präsenztrainings auf den Onlinebereich. Mir geht es um die Frage, wie ich die Lernenden emotional ansprechen kann, um einerseits eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen, und andererseits Lernen überhaupt zu ermöglichen. Es soll ja schließlich was „hängen bleiben“ – und das geht viel leichter, wenn wir verbal aufmerksam folgen können und uns das Gehörte im guten Sinne „beeindruckt“.

Und wie schaffst du das konkret?

Ich versuche, möglichst nah an den Praxisfällen der Teilnehmenden anzuknüpfen. Deshalb ermutige ich zu Fragen und persönlichen Fallbeispielen, greife Fragen von Teilnehmenden auf, erzähle auch mal ein Beispiel aus meinen 16 Jahren als Trainer und Coach – es sind ja oft ähnliche Fälle, die Menschen beschäftigen. Außerdem beteilige ich, indem ich Umfragen mache, in Gruppenräumen einzelne Arbeitsaufträge erarbeiten lasse. Da gibt es dann Ergebnispräsentationen, Quizfragen, auch Peer Coaching funktioniert gut im virtuellen Bereich. Ich mache eigentlich (fast) alles, was sonst Face to Face auch geht. Eben nur virtuell!

Wie funktioniert es dann mit der Anwendung des Gelernten?

Für den Teilnehmenden ist es besser, eine einzige Erkenntnis konkret in die Umsetzung zu bringen, als ganz viele Sachen toll zu finden und umsetzen zu wollen. Das ist meistens zum Scheitern verurteilt. Deshalb müssen meine Teilnehmenden oft 3 Fragen am Ende einer Session beantworten: „das merk‘ ich mir“, „das nützt es mir“ und „das mach‘ ich jetzt“. Also die eine Erkenntnis, die ich am wichtigsten von allen finde, verbinde ich mit der Beantwortung nach dem „What is in for me?“ – dem ganz persönlichen Nutzen. Und dann plane ich die ersten Schritte, je kleiner und konkreter, desto besser. Im Idealfall habe ich noch einen Tandem-Partner aus dem Workshop, der mich bei der Umsetzung unterstützt.

Gibt es auch Nachteile beim online „workshoppen“? Was sind die besonderen Herausforderungen?

Jeder weiß, dass bei der Nutzung digitaler Medien immer eine gewisse Restunsicherheit herrscht: wie ist die Verbindungsqualität? Klappt alles bei den Teilnehmenden? Können alle sehen, hören, sprechen und schreiben? Das ist aber eine normale „Begleiterscheinung“. Viel herausfordernder finde ich: die kleineren Zeitfenster! Es fällt mir immer wieder schwer, dem Motto „weniger ist mehr“ stringent zu folgen. Eine 1-stündige Session ist schnell rum, und wenn man dann dem Mitmachen, Nachfragen und Anwenden der Inhalte Platz geben will, muss man sich schon ganz schön auf das Wesentliche fokussieren. Wenn ich dann den Eindruck habe, dass einem Teilnehmer ein bestimmtes Modell oder Tool besonders helfen würde, um in seinem Fall weiter zu kommen, bleibe ich auch mal länger in der Leitung oder schicke noch was per Mail.

Sozusagen als ganz persönliche Hilfestellung. Nicht schlecht! Corina, ich wünsche dir gutes Gelingen und bleib begeistert!

Ich kann gar nicht anders.

Vielen Dank, liebe Corina!

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